Gestolpert

Hallo =)

Mein heutiges Tagesphoto ist ein wenig geschichtsträchtig und entstand zum einen, weil ich es gesehen hatte und zum anderen, weil mir dazu auch ein paar Gedanken durch den Kopf gingen.
Ich bin kein Fan von großartigen Mahnmälern, die derzeit auch immer wieder aus dem Boden gestampft werden. Das liegt nun nicht daran, dass ich mich für die Geschichte unseres Landes nicht interessiere, sondern daran, in welcher Menge zu welchem Thema diese denn überhaupt errichtet werden. Mir ist klar, dass es wichtig ist der Geschichte eines Landes zu gedenken, sich ihrer zu erinnern und vor allem daraus zu lernen. Dennoch bin ich nicht der Meinung, dass man überall ein Mahnmal bauen muss aufgrund unserer Vergangenheit ab 1933 bis 1945.
Wenn ich ehrlich bin, bin ich von dieser Politik mittlerweile leicht bis ziemlich genervt. Natürlich sollten wir uns nicht aufspielen, als hätten wir eine reine Weste, unsere Vergangenheit können wir schlicht und einfach nicht leugnen. Und natürlich sollte man immer daran denken, dass sich dieser Teil der Geschichte nicht wiederholen sollte und auch nicht wiederholen darf. Dennoch: wem nützt noch so ein weiteres Mahnmal neben all den bisherigen, dem gleichen Thema gewidmeten? Brauche ich so viele Orte um mich der Geschichte zu erinnern, vor allem jener, die uns ohnehin noch für die nächsten Generationen verfolgen wird? Muss ich ständig und immer, vor allem als Teil der einer komplett unbeteiligten Generation, im Staube kriechen, mir auf die Zunge beißen bei manchen Kommentaren und mit gebeugten Rücken durch die Weltgeschichte humpeln, um der Geschichte des Landes gerecht zu werden? Nein, dieser Ansicht bin ich nicht.
Ich bin der Meinung, man sollte Geschichte wahren. Ich bin auch der Meinung, man sollte sich seiner Verantwortung aufgrund der Vergangenheit bewusst sein und entsprechend handeln. Aber… ich bin vor allem der Meinung, dass es uns und diesem Land nichts bringt auf ewig in der Vergangenheit zu leben bzw diese immer mitzuschleppen (sie holt uns ohnehin immer wieder ein), diese immer wieder in Stein zu hauen oder in Beton zu gießen, sondern dass es noch viel wichtiger ist aufgrund der Vergangenheit zukunftsweisend zu handeln und zu leben. Und leider sehe ich bei manchen Entscheidungen jener Samthandschuhpolitik eher, dass die Zukunft für die Kinder unserer Landes immer schwieriger werden wird…

Dennoch.. es gibt eine Form der Geschichtserinnerung, die ich gut finde. Das sind jene „Stolpersteine“. Nun weiß ich nicht inwieweit diese schon verbreitet sind, darum eine kleine Erklärung. „Stolpersteine“ sind kleine in den Boden eingelassene Metalplatten, mit Namen, Geburtsdatum, Abtransportsdatum, Zielort und dem Hinweis, ob derjenige überlebt hat. Sie sind eher dezent, dennoch fallen sie einem immer mal ins Auge und verbleiben als stille Mahner und Erinnerer, schieben sich jedoch nicht auffallend groß in den Vordergrund.

20130409_neomai_gestolpert Stolpersteine

Und was ich daran noch besser finde: man wird bei ihnen nicht von einem Schild begrüßt „was man denn alles nicht darf“ und ihre Bedeutung verblasst nicht im touristischen Blitzlichtgewitter oder dem vielen Drumherumgerede.
Ein weiteres Photo und heutiges Tagesphoto:

20130409_neomai_gestolpertunderfoot Stolpersteine

Teilweise fallen sie einem im Vorübergehen nicht auf. Und manchmal eben doch. Und das finde ich gut daran.
Ich weiß auch, dass ich mit dieser Meinung nicht bei jedem auf offene Ohren stoße. Ich weiß auch, dass ich mit dieser Meinung teilweise nicht alleine stehe.

Mit photographischen Grüßen
Neomai

Veröffentlicht von

Neomai

So vielfältig wie die Farben im Kaleidoskop sind meine photographischen Neigungen.

2 Gedanken zu „Gestolpert“

  1. Kurz zur Thematik: Ich glaube, gerade weil uns die Geschichte gerade wieder am Einholen ist, sind solche Mahnmale wichtig. Allerdings finde ich auch, dass sie anders sein sollten als nur eine Statue oder ein Stein mit Widmung. Es sollte etwas sein, was denn Menschen wirklich zum Nachdenken zwingt – und dafür sind die Stolpersteine genau richtig.

    Zum Tagesphoto: Interessante und gewagte Perspektive – sehr gut! Vielleicht noch einen Tick tiefer ansetzen. Schöner Schärfeverlauf, wobei ich mir den schärfsten Punkt eventuell noch ein bisschen markanter wünschen würde. Aber insgesamt seehr gelungen!

    PS: Ich vergess immer dieses blöde Captcha…

    1. Hallo =)

      ich bin auch nicht der Meinung, dass man gar keine haben sollte (Mahnmale). Es ist – wie bei vielem – eine Frage des Maßes. Und ich bin auch der Meinung, dass dieses Land das Geld zum Teil weit aus dringender an anderen Stellen braucht als bei einem zu viel an Mahnmälern.
      Die Stolpersteine kann man auch recht gut ins Bild der Stadt einfließen lassen. An einer Stelle zB sind sie in der Größe der Pflastersteine und schmiegen sich genau in diesen Weg mit rein.

      Tagesphoto:
      Danke für das Kompliment :)
      Ich finde diese Perspektive gar nicht mal so einfach umzusetzen. Ich meine mal gelesen zu haben, dass sich das „Underfoot“ nennt. Oder so.

      Achja, die Captchas vergesse ich auch gerne *grins*

      Liebe Grüße
      Neomai

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