Hallo =)
Nach langer Zeit präsentiere ich endlich mal wieder eine StoryCubeStory. Eigentlich wollte ich das öfter bringen, aber es hat sich ja so viel an Material zum Bloggen ergeben, dass jenes kleine Nebenbeiprojekt so ziemlich untergegangen ist. Aber nun, da ich im Urlaub weile und Euch ein kleines bisschen Leben im Blog bieten möchte, habe ich das Ganze wieder herausgekramt.
In meinem ersten Beitrag dazu hatte ich bereits erläutert, um was es geht. Hier gibt es trotzdem nochmal in Kurzform eine kleine Erklärung
StoryCube ist ein Würfelspiel, dessen 9 Würfel verschiedene Bilder zeigen. Ziel ist es, nach einem Wurf mit allen Neunen aus den Bildern eine Geschichte zu basteln. Dabei müssen alle 9 gezeigten Bilder verwendet werden.
Mittlerweile gibt es auch Erweiterungen, was ich dieses Mal genutzt habe: somit waren es dann 12 Würfel. Theoretisch könnte man munter unter den ganzen Versionen die Würfel jedes Mal neu zusammen stellen, was auch einen gewissen Reiz bietet und vor allem eines verhindert: schnell aufkommende Langeweile!
Die verwendeten Würfel werden mit kursiver, fetter Schrift kenntlich gemacht.
Zurück zu meinem letzten Wurf:

Forsche oder forsche nicht! (einen Versuch gibt es nicht)
Ich drehte mich vorsichtig auf meinem Bett in eine bequemere Haltung, was angesichts der vielen Bücherstapel, Zeitschriftenansammlungen und Notizzettelverwehungen gar nicht so einfach war. Mein Blick schweifte über die monströse Papierlandschaft um mich herum, welche ich fieberhaft in den letzten Stunden durchwühlt hatte auf der verzweifelten Suche nach einer Inspiration, einer Idee oder einfach nur einem groben Ansatz. Doch alle Versuche so etwas zu finden hatten bisher in einer unfassbaren Leere geendet, während nur ein paar Meter weiter immer lauter die Wanduhr tickte. Um den hörbaren Voranschreiten der Zeit zu entgehen, angelte ich mir meinen MP3-Player, dröhnte meine Ohren mit Technomusik zu und überlegte krampfhaft, wie ich die Deadline für das Forschungsprojekt einhalten konnte.
Das Forschungsprojekt… meine Hauptaufgabe für dieses Semester, um welche ich nicht mehr herum kam. Es war ausgeschrieben worden, dass man 5 Studenten suchte, welche sich schon in den früheren Semestern der Herausforderung einer selbstständigen Forschungsarbeit stellen möchten. In meinen jugendlichen Übermut hatte ich mich natürlich beworben… als einer von ganzen 2 Studenten. Der zweite, ein Metaller mit Hippieansichten und Pferdeschwanz, war jedoch nach 2 Wochen abgesprungen mit der Erklärung, dass er seine Zeit sinnvoller mit den Aufbauprojekten in Afrika verbringen könne, buchte den nächsten Flug und war seitdem nicht mehr gesehen. Somit hatten die Betreuer alle Zeit der Welt um sich mit einer einzigen Sache zu beschäftigen: mit mir und meinem noch nicht mal angefangenen Projekt… ich hatte noch 2 Monate um überhaupt ein Thema zu finden, von der forschenden Arbeit ganz zu schweigen. Was ich also in meinen Büchern, Heftern, Notizen und Zeitschriften suchte war einfach nur eines: ein Thema für meine Forschungsarbeit! Hätte man mich vor 4 Monaten gefragt, ob es schwer werden würde ein solches zu finden, hätte ich nur gelacht und abgewunken… heute wusste ich es besser.
Meine Schwester riss mich aus meinen trüben Gedanken, wie ein bunter Wirbelwind tänzelte sie in mein Zimmer und zerrte mich kurz entschlossen nach draußen ins Sonnenlicht. Irgendetwas Aufregendes wollte sie mir zeigen, wobei man sich bei meiner Schwester nie sicher sein konnte, ob man das selber auch aufregend fand. Flatternd deutete ihre Hand in Richtung des Nachbargrundsück, wo sie mir mit ausgestreckten Fingern unseren sportelnden Nachbarn zeigte. Dieser hatte sich offenbar den heutigen Vormittag ausgesucht, um in seinem gepflegten Garten Gewichte zu stemmen. Erstaunlich war daran eigentlich nur, dass er das mit einer scheinbaren Leichtigkeit machte, als wären seine Muskeln aus Stahl oder die Gewichte aus Plastik. „Sieht das nicht hinreißend aus?“, kicherte mein Schwesterherz vor sich hin mit einem verschossenen Lächeln auf dem Gesicht. Zu beeindrucken war sie leicht, schwer war es diesen Eindruck ins korrekte Licht zu rücken. „Von dieser Leichtigkeit könnten sich unsere Fußballer mal eine Scheibe abschneiden!“, murmelte sie während sie sich wieder in ihrem Liegestuhl räkelte, die natürlich vom Nachbargarten aus perfekt einzusehen war. Irgendwo in den Windungen meines Gehirns machte es plötzlich „klick“.
„Projekt zur Erforschung eines Super-Leicht-Materials zur Herstellung fast schwebender Bälle für einen neue Sportart“ prangte in meiner besten -für die meisten unleserlichen- Handschrift auf meinem großen Ordner, den ich mir eigens für das Projekt zugelegt hatte. Vor meinen geistigen Augen sah ich begeisterte Leute, die mit meinen Bällen fantastische Kunststückte zeigten und sie dabei höher und höher in die Luft warfen. Für einen Moment gab ich mich der Vorstellung hin, sogar einen Nobelpreis zu gewinnen… bis mich der Blick auf die lange ToDo-Liste zurück in die Realität holte.
Das weitaus größte Problem an diesem Projekt war dessen Finanzierung. Natürlich stellte mir die Uni einiges zur Verfügung, aber manche Dinge wie meine Verpflegung während der langen Tage im Labor (immerhin hatten sie eine Mikrowelle) stellten mich vor eine Herausforderung. Nach einer langen Zählerei sämtlicher Geldstücke, die ich wie ein irrer Schatzkäger aus irgendwelchen Kleidungsstücken und Regalecken hervorklaubte, hatte ich schließlich einen kleinen Plan wie ich das meistern konnte. Ich würde einfach Mama fragen!
Um überhaupt einen Zugang zum Labor zu bekommen, brauchte ich jedoch erstmal eine Genehmigung. Diese zu erlangen war allerdings nicht ganz so einfach, außer man musste dort ohnehin ein Pflichtpraktikum absolvieren. Da mir als einziger Wagemutiger… okay,… als einziger Idiot ein Betreuungsteam von 10 Personen zur Verfügung stand, musste ich eigentlich nur bei einem der beiden Professoren erscheinen und mein Anliegen vorbringen. Vor dem Haus des Professors zögerte ich. Auch wenn ich mittlerweile immerhin ein Thema hatte, was man sogar als halbwegs akzeptabel angenommen hatte, war ich innerlich von Zweifeln zerrissen, ob das wirklich eine so gute Idee war. Schließlich seufzte ich einmal tief und zuckte mit den Schultern: eine Wahl hatte ich nicht… entweder dieses Thema oder eine Schmach für den Rest meiner Studien. Entschlossen legte ich den Finger auf die Klingel.
Immerhin hatte ich schon 5 Stunden nach der Begegnung mit dem Professor meine Stimme wieder gefunden und stotterte nur noch wenn mich die liebreizende Bibliotheksgehilfin anlächelte. Mir war geraten worden mich noch einmal intensiv mit den Grundlagen für mein Experiment zu befassen: Chemie, Werkstoffkunde und Thermodynamik. Wobei ich mir nicht sicher war, inwiefern ich eigentlich letzteres brauchen würde, aber wer wiedersprach schon einem Fachmann wie dem ehrenwerten Herr Professor. Somit saß ich also in der stickigen Bibliothek, begann jeden einzelnen Huster als Störung zu empfinden und blätterte in all den ganzen mir zur Verfügung stehenden Büchern, deren Wissen scheinbar nur durch mein Gehirn hindruchsickerte, aber nicht einmal annähernd haften blieb. Immerhin beruhigte ich mein Gewissen, indem ich gewissenhaft wichtige Dinge notierte… oder zumindest Dinge, von denen ich annahm, dass sie wichtig waren.
Auch zu Hause wälzte ich noch einmal meine ganzen Papieranhäufungen voll Wissen und schnitt sogar aus einigen Zeitschriften Artikel aus, die irgendwie etwas mit Chemie oder Ähnlichem zu tun hatten. Alle wurden brav in Klarsichthüllen gesteckt und ordentlich eingeheftet, zusammen mit meinen Notizen aus der Bibliothek. Wenngleich mich das Gefühl beschlich nur eine oberflächliche Verlegenheitsvorbereitung auf die Laborarbeit unternommen zu haben, lobte ich mich doch für meine Gewissenhaftigkeit mit der ich vorging. Vielleicht hätte ich jedoch noch das Handbuch für Laborarbeit lesen sollen, welches friedlich unter einem Berg von Klamotten, Legosteinen und einem Rest Gummibären schlummerte…
Die nächsten Wochen waren… interessant. Im Wesentlichen verbrachte ich sie im Labor und konnte am Ende meiner Projektzeit einen ausgezeichneten Ratgeber zu sämtlichen Pizzadiensten und anderen Essenslieferanten in der Umgebung schreiben, wobei ich natürlich auf die wichgstigen Kriterien hinweisen konnte: Schnelligkeit, Käsegehalt, Konsistenz, Geschmack, Telefonstimme, Hinternform und Körbchengröße. Mit Sicherheit würde das der Verkaufsschlager im nächsten Semester werden!
Auch bei meinem eigentlichen Projekt kam ich voran, zumindest dachte ich das. Ich mischte fleißig irgendwelche Reagenzien, legte mir einen neuen Haarschnitt (Marke: flambiert) zu und entdeckte neue Möglichkeiten Dinge in die Luft zu sprengen. An manchen Tagen wurde ich zur Sicherheit an das Mikroskop gesetzt, um dort erstmal einige Sachen zu studieren und meine Erkenntnisse zu Papier zu bringen. Zugegeben, ich fand das sehr rührend, dass sie sich so um mich sorgten, wenngleich ich doch die hysterische Reaktion wegen der paar zerbrochenen Laborinstrumente etwas übertrieben fand. Rühmte sich denn die Universität nicht etwas für ihre tollen Investitionen in Sachen Forschung?
Am Ende der Frist von 2 Monaten konnte ich immerhin einige Seiten mit Ergebnissen vorweisen, die ich persönlich echt grandios fand und ich war mir sicher kurz vor einem Durchbruch zu stehen. Allerdings hatte man mir im Labor zu verstehen gegeben, dass mein einziger Durchbruch wohl die Brüche in sämtlichen Reagenzgläsern sein würde. Davon ließ ich mich jedoch nicht entmutigen, schließlich hatte nur ich die ganzen Ergebnisse bewerten können und nicht jene Laborhelfer! Entsprechend enthusiastisch stand ich also vor dem Gremium, welches meine Arbeit bewerten sollte.
In Gedanken hatte ich schon hundertfach ausgemalt wie dieser Moment sein würde. Ob sich damit auch süße Bibliotheksmäuse beindrucken ließen? Sicherlich! Ein Räuspern holte mich wieder aus meinen Träumen, zurück vor die strengen Blick der älteren Herrschaften. Der Professor, mit welchem ich mich wieder hatte austauschen können, bedachte mich mit einem langen Blick bevor er mich entließ:
„Ich denke es wäre ratsam, wenn sich Ihr genetischer Fingerabdruck nicht weiter verbreiten würde.“
Ich hoffe Ihr hattet ein bisschen Spaß beim Lesen :)
Ihr habt eigene Ideen für die 12 Würfel? Verlinkt Eure Beiträge in den Kommentaren und lasst mich von Euren Geschichten wissen! ;-)
(Im Zusammenhang mit einer eigenen Geschichte dürft Ihr auf Eurem Blog das in diesem Beitrag befindliche Bild mit Quellenangabe verwenden.)
Mit photographischen Grüßen,
Neomai
Das ist mal eine sehr gute Idee, ich wusste gar nicht, dass es sowas gibt.
Bisher halte ich mich bei Kurzgeschichten immer nur an vorgegebene Wörter, die ich mit Freunden vorher ausmache, das macht ne Menge Spaß.
Gibt es bei den Würfeln auch eine Beschreibung, was welches Bild genau bedeutet oder kann man das selbst interpretieren. Also ob es nun „Beobachten“ oder „schauen“ ist beispielsweise.
Deine Geschichte ist auch toll geworden, super geschrieben. Das ist auch eher Autobiographisch nehme ich an?
Der neue Haarschnitt ist im übrigen mein Favorit xD
–
San
Hallo =)
Bei den Würfeln gibt es keine exakte Beschreibung, somit kann man das also wirklich frei interpretieren.. es sollte nur halbwegs irgendwie passen. Das finde ich, macht es auch weitaus einfacher kreativ zu Werke zu gehen. Wären die Begriffe vorgegeben, würde ich das nur halb so spaßig finden.
Also autobiographisch ist es eher weniger. Im Grunde passt nur der Punkt „Niete in Sachen Chemie“ zu mir, wobei ich mir die Haare bisher nicht abgefackelt habe. Aber ein Projekt in der Art wird auch auf mich zukommen, wenngleich in Zuge der Bachelorarbeit… nur ohne Laborunfälle, so hoffe ich. ;-)
Ich denke unbewusst kommt da immer ein bisschen was von mir selbst in so eine Geschichte, auf die eine oder andere Art… mal mehr, mal weniger direkt beschrieben.
Wenn Du magst, kannst Du -wie oben geschrieben- ruhig die Würfelvorgabe für Dich mit nutzen. Wer weiß, was Dir einfallen würde. ;-)
Freut mich, dass Dir die Geschichte gefallen hat. =)
Liebe Grüße
Neomai